„The same procedure as every year“, heißt es nicht nur auf der Mattscheibe - sondern das fragt sich jeder am Ende des Jahres. Jedes Jahr dasselbe: das Silvesterfest naht und keiner will sein Kommen bemerkt haben. Keine Lust auf eine Party?
Warum nicht ein paar Tage nach Marrakesch - Sonne, tagsüber 22 Grad und dem Zwang "Ich muss was machen" entfliehen.
Schon immer wollten wir Marrakesch hautnah erleben. Mit dem Trip nach Marrakesch haben wir uns einen kleinen Wunsch erfüllt. Wir lieben diesen Flair und das orientalische aus 1001 Nacht. Marrakesch ist nur knapp 4 Flugstunden von Deutschland entfernt. Dafür tauchst du aber in eine fremde Welt mit bunten Farben, orientalischen Klänge, atemberaubenden Highlights und leckerem Essen.
Alles klar, Flieger gebucht und im Internet ein günstiges Riad* mitten in der Medina** reserviert - incl. Abholung am Airport. Immerhin ist es ja nur ein Kurztrip und soll nicht in Stress ausarten.
*Riad = Eine Art Bed&Breakfast im traditionellen marokkanischem Haus mit Innenhof
**Medina = Altstadt in Marrakesch, ein Labyrinth aus Gassen, Plätzen, Geschäften und Restaurants
Djemaa el-Fna
Besonders intensiv spürt man die Lebendigkeit Marrakeschs auf dem Djemaa el-Fna, dem zentralen Platz in der Medina. Getreu dem Motto - "Alle Wege führen nach Rom" - gehen diese Wege in der Medina zu dem berühmten Platz Djemaa el-Fna.
Fragt ihr einen Einheimischen nach seinem liebsten Ort in Marrakesch, er wird antworten: Djemaa el-Fna. Das ist in etwa so originell, als würde ein Pariser euch den Eifelturm nennen. Denn ein Geheimtipp ist der große Platz am Rande der Altstadt Marrakeschs nicht.
Einst der Platz der Geköpften, seit Jahrhunderten Markt, Treffpunkt für Gaukler und eine Ansammlung von Restaurants unter freiem Himmel. Aber auch seit Jahrzehnten von Touristen belagert. Wem das Treiben auf dem Platz zu viel wird und wer etwas auf Distanz gehen will, der kann eine der zahlreichen Dachterrassen der anliegenden Cafés und Restaurants besuchen. Oder zum Sonnenuntergang die imposante Aussicht genießen.
Die Medina & Souks von Marrakesch
Marrakesch ist nicht die Stadt mit den besten Sehenswürdigkeiten. Natürlich ist da der Djemaa el-Fna, einer der verrückteste Plätze Afrikas, ein paar Museen, wie Maison de la Photographie de Marrakech oder die alte Koranschule Ben Youssef Madrasa. Aber am Ende ist es die Medina, mit ihren Souks* und die Menschen die darin leben, die für die unvergessliche Atmosphäre sorgen.
*Souks = Markt oder wie im persisch, indischen und türkischen Sprachraum werden sie Basar genannt.
Ein Rundgang durch die farbenprächtige Medina von Marrakesch erfolgt am besten zu Fuß und kann gefahrlos auch ohne Guide durchgeführt werden. In dem exotischen Labyrinth aus engen Gassen kann man sich leicht verirren. Eine App mit Offlinekarten hat mir auch hier wieder gute Dienste getan. Ohne Karten oder Handy-App ist ein verlaufen garantiert.
Jede Ecke und neuer Weg bietet ein neues Szenario - Die Souks sind ein Eldorado für Fotografen. Aber Vorsicht: Die Leute möchten nicht immer abgelichtet werden. Auf jeden Fall vorher Fragen - oder unauffällig im Hintergrund agieren.
Eine Farbenpracht, viele Gerüche, einer Masse an Teppichen, Geschirr, Klamotten, Lampen, Gewürze und getrockneten Früchten. Über die Qualität der Waren lässt sich streiten und über die Preise erst Recht :-) Shoppen ist keine Pflicht, sondern man sollte die Souks als Sehenswürdigkeit betrachten und ohne Erwartungshaltung durch die Gässchen schlendern.
Bahia Palast - die farbenfrohe Sehenswürdigkeit
Am Rande des südlichen Teiles der Medina gelegen, zeigt der „Bahia Palast“ die Schönheit orientalischer Architektur in voller Pracht. Es ist eines der Meisterwerke der marokkanischen Architektur, eines der wichtigsten Denkmäler des kulturellen Erbes des Landes und einer der wichtigsten Orte für den Tourismus in Marrakesch.
Der Palast wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut und vereint mauretanische und andalusische Baukunst – ein Fest der Farben und Mosaik-Kunst.
Die Mauern des Bahia Palasts schotten das Stimmengewirr, das Hupen der Autos, das Knattern der Mopeds und das Hufgeklapper der Kutschen ab. Vor mir liegt eine ruhige Oase inmitten der Hektik von Marrakesch.
Ok - wir sind nicht alleine, hier und da muss man einen Pulk von Reisegruppen abwarten, bevor man ein Foto schießen kann.
Ich folge dem Rundgang, der einen durch die Räume führt, die betreten werden dürfen. Viele Räume sind leer, trotzdem siehst Du überall kunstvolle Mosaike, Marmorfliesen, Stuckarbeiten und Arabesken. Schau auf jeden Fall auch nach oben, denn die Decken sind aufwendig aus Zedernholz geschnitzt oder wunderschön bemalt. Plötzlich fühlt man sich wie bei 1001 Nacht, die weit verzweigte Palastanlage mit ihren Bogengängen, Gärten und Springbrunnen lassen einen träumen. Sie lassen einen Hauch des früheren orientalischen Luxus erahnen. Deswegen ist es kein Wunder, dass der Bahia Palast als einer der schönsten Paläste Marokkos gilt und zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Aber auch die Filmindustrie ließ sich von der Palastanlage verzaubern und nutzte sie als orientalische Filmkulisse, z.B. für einige Szenen des Klassikers „Lawrence von Arabien“.
Der Palast hat täglich von 8.30-12.00 Uhr und 14.30-18.00 Uhr geöffnet - Zur Mittagszeit ist der Palast geschlossen. Dies sollte man unbedingt beachten, um sich genügend Zeit nehmen zu können. Deswegen empfehle ich direkt morgens oder am frühen Nachmittag den Palast zu besuchen.
Der Eintritt ist mit 10 Dirham vergleichsweise günstig.
Mein Tipp: Wer gerne vor Ort mehr erfahren möchte, der kann einen einheimischen Führer nehmen. Diese warten im Eingangsbereich und bieten gegen eine kleine Gebühr Rundgänge durch den Palast an und haben jede Menge Geschichten zu erzählen.
Street Photography Marrakech
Marrakesch ist bei Streetfotografen berüchtigt und super beliebt. Aber wegen seiner ablehnenden Einwohner auch gefürchtet . Das stimmt! Auf dem Djemaa El-Fna traf ich tagsüber wie abends typische Streetfotografen. Egal ob mit ihren Olympus, spiegellosen Sony´s oder schwere DLSR-Ausrüstung, sie waren total gefrustet: “Hier kann man nichts fotografieren! Die Einwohner werden total aggressiv! Wir werden beschimpft und angepöbelt”.
Ja & Nein - Fotografen sind nicht wirklich herzlich willkommen. Aber warum? Tausende von Leuten strömen durch die Stadt, bewaffnet mit ihren Handy´s oder 4000€ Highend-Linsen und knipsen wahllos die Einheimischen wie Tiere im Zoo. Wenn wundert es also - sie mögen das nicht!!
Geht man ruhig, dezent und langsam allein durch die Stadt, lassen einen die Leute auch in Ruhe. Geben und nehmen. Funktioniert wunderbar. Oder einfach locker aus der Hüfte schießen, auch wenn 50% Ausschuss dabei ist. Nicht nur in den Souks von Marrakesch wird man fündig, sondern es sind auch die kleinen Gassen, etwas entfernt der Mainroute.
Jardin Majorelle - Yves Saint Laurent
Sehenswürdigkeiten in Marrakesch - wer sich mit dieser Frage beschäftigt, findet dort als Antwort auch immer "Jardin Majorelle". Der Garten steht immer in Verbindung mit Yves Saint Laurent. Frauen schlägt das Herz natürlich sofort höher, wenn dieser Name das Trommelfell berührt. Aber ich als Mann?!? Da passiert wenig, sorry.
Egal wo man dazu Infos findet, die sind meistens positiv. Ich möchte es an dieser Stelle aber nüchtern beurteilen. Es ist ein Garten, dort hat ein Prominenter gelebt. Der Garten ist schön gepflegt, keine Frage. Und im Sommer bietet er bestimmt eine willkommene Abwechslung - Schatten und Grün, anstatt Beton und Hitze. Aber extra dahin, wenn man evtl nur 2-3 Tage in Marrakesch ist? Ich bin da etwas skeptisch...
Der Eingang!! Wir waren dort wirklich nicht spät, aber es standen schon Menschenmassen an der Kasse. Unterm Strich haben wir dort über eine Stunde angestanden. Sorry, das ist immerhin "nur" ein Garten und leider schon lange kein Geheimtipp mehr. Also bringt Zeit mit und habt vielleicht Glück mit der Länge der Warteschlange.
Habt ihr einige Tage Zeit? Seid ihr ein Fan von Yves Saint Laurent? Seht ihr euch gerne botanische Gärten an? Dann könnt ihr da gerne hin - aber wer nur 2-3 Tage in Marrakesch ist und sich bei den Punkten oben nicht angesprochen fühlt, hat nichts verpasst, wenn er was anderes besichtigt.
Fazit Marrakesch
Marrakesch ist ein interessante Stadt, und ich werde wiederkommen. Ein bunter Mix aus 1001 Nacht, gepaart mit französisch/europäischer Küche.
1. Unterkunft: Auf jeden Fall in der Medina und es MUSS ein Riad sein.
2. Djemaa el-Fna zu unterschiedlichen Tageszeiten besuchen und zum Sonnenuntergang auf einer der dort angrenzenden Terrassen sitzen.
3. Egal wo in Marrakesch, geht dort Essen, am besten auf einer der unzähligen Dachterrassen.
4. Auch wenn ihr von den Händlern bedrängt werdet, ein freundliches aber energisches NEIN versteht jeder.
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